Kirche Röderau

Um 1186 wurde in „Rederowe“ ein „Kirchlein aus Holz“, in der Nähe des jetzigen Ortseinganges links der Hauptstraße, als Außenstelle des Klosters Riesa errichtet. Dies gilt als erste urkundliche Erwähnung des Ortes Röderau. 1738 wurde die Kirche an dortiger Stelle neu errichtet, das regelmäßig auftretende Hochwasser, es stand bisweilen „2 Ellen hoch“ im Kirchenschiff, hatte dem Gebäude immer geschadet. Am 1. März 1784 wurde die Kiche durch das Eis der Elbe weggerissen, den Kirchturm spülte das Wasser bis Lorenzkirch, den Altar fand man weiter elbwärts an der Brücke bei Torgau. Von 1787 bis 1789 baute man eine neue Kirche am jetzigen Standort. Aus Geldmangel erhielt die Kirche keinen Turm. Die Kirchweihe fand am 19. November 1787 statt. Am 22. März 1812 vernichtete ein Feuer den beim Eisgang von 1784 erhalten gebliebenen alten Glockenturm samt Glocken. Der Bau des Kirchturms begann am 9. April 1817. Er konnte am 25. August 1817 eingeweiht werden.

Von März 1903 bis Dezember 1904 baute Kirchenbaurat Quentin aus Pirna die Kirche komplett um. Sie erhielt das Tonnengewölbe im Kirchenschiff, die Emporenaufgänge am Eingag, die Sakristei, eine neue Turmhaube und eine neue Orgel. Der Umbau kostete etwa 30.000 Mark. Ein Großteil der Einrichtung wurde von den Gutsbesitzern und Kirchengliedern gespendet. Mit der Einweihung am 10. Januar 1904 wurde die Kirchgemeinde Röderau selbständig und mit Pfarrer Handmann der erste Pfarrer in Röderau eingeführt. Vorher gehörte die Kirchgemeinde Röderau zur Parochie Zeithain. In beiden Weltkriegen wurden die Bronzeglocken bis auf die keinste Glocke eingeschmolzen. Am 27. August 1922 fand die Glockenweihe der neu gegossenen Glocken statt. Im März 1945 wurde durch Beschuss der Kirchenturm und das Kirchendach schwer beschädigt. Der Turm konnte nur provisorisch repariert und abgedeckt werden. Erst 1964 konnten die vier neuen Glocken aus Stahl geweit werden.

Nach schwierigen Jahren der Instandhaltung des Gebäudes in der DDR begann 1987 bis 1991 die Außenrenovierung der Kirche. Die Erneuerung des Daches, die neue Turmhaube und die Außenfassade konnten, auch mit Hilfe der Partnergemeinde Wolfsburg-Ehmen, in Angriff genommen werden. Von 1992 bis 1995 erhielt der gesamte Innenraum mit der Restaurierung das jetzige Aussehen. Bis ins Detail ist der Baustil und die Farbgestaltung von 1904 wiederhergestellt. Die beiden hohen Seitenfenster im Altarraum zeigen die Weihnachts- und die Auferstehungsgeschichte im sogenannten „Nazarener-Stil“. Die Kirche enthält noch aus der Zeit vor dem Umbau von 1904 eine Abendmahlskanne, datiert aus dem Jahr 1713, den Altar und den Kanzelaufbau von 1886. In den Rosetten des Kirchenschiffs sind die Wappen von vier großen Reformatoren dargestellt: Lutzer, Melanchthon, Bugenhagen und Justus Jonas. Das Deckenbild über dem Altar zeigt eine Bibel, einen Kelch und ein Buch, seitlich Weizenähren und Weinlaub als Hinweis, auf das Abendmahl. Zwei Rosetten tragen die Jahreszahlen 1517 und 1539, die reste das Jahr des Themenanschlages Lutzers, das zweite möglicherweise ein Hinweis auf die Einführung der Reformation im albertinischen Sachsen. Auf der Orgelempore befindet sich eine pneumatische Jehmlich-Orgel mit 2 Manualen.